Räume erforschen

Vom Woher zum Wohin

Das ganze Spannungsfeld Endlichkeit-Unendlichkeit, Anfang und Ende, der ewige Kreislauf des Lebens. Ein Spiel mit Raum und Zeit, mit dem Woher und Wohin, Wirklichkeit und Vergangenheit.
Ein Spiel auch der Bewegung und der Leichtigkeit und in manchen ihrer Arbeiten ein Spurenlegen zur Meditation, indem das transparente Material das Dahinterliegende nur ahnen lässt.
Albrecht Sellner

Von der Einzigartigkeit des Moments

Edel Zimmer arbeitet im Bereich Malerei, Objekt, freie Grafik
Immer wiederkehrende Themen sind Zeit, Prozess und Veränderung

Zimmer macht das Vorher, Jetzt und Nachher bildhaft spürbar. Linien hinterlassen Spuren: Serielle Spurenforschung in zurückhaltender Farbgebung. Formate werden verlassen, Knoten geknüpft, Kreuzungen gegangen. Materialien bilden Brücken. Details wiederum finden so zu völlig neuen Ausgangssituationen. Zimmer zeigt Spuren auf, macht sichtbar, spinnt vernetzte Lebenswege. Die Künstlerin sucht in den Sedimentschichten des Seins nach sinnbildlichen Linien, Flächen und Mustern, die sich begegnen und dabei immer wieder völlig neu erscheinen. Feine, schwebend gezogene Haarlinien, die sich mit groben Kerben paaren. Holz, Wolle, Draht, Plexiglas – Materialien wechseln und verbinden sich. Der Natur entnommene, scheinbar lebendige Adern, rhythmische Muster, organische Materialien, die sich mit technischen Ausdrucksformen mengen. Wachsen, Werden und Vergehen als Kunstprozess. Der Betrachter folgt Linien, die Wege gehen, feste Netze bilden und Räume entstehen lassen. Vergangenes und Entstehendes werden in Zimmers Schaffen in einem abwechslungsreichen Schaffensprozess sichtbar. In ihren Bildern und Objekten darf man nach Parallelen zum eigenen Ich suchen. Assoziationen sind gewünscht, zwingen jedoch keinerlei realistischen Inhalt auf und sind von einer greifenden Ästhetik durchdrungen. Die Aussage der Werke bleibt bewusst offen und lässt viel Raum für eigene Interpretationen.
Valentin von Vacano

Transparenz und Schichtung

Geschnittene Linien, schwarzgrauer Rhythmus, der überlagert, wie zwei oder drei Stimmen, die gleichzeitig sprechen, wir hören Wortfetzen, sehen die Mischungen der sich kreuzenden Liniengefüge und können ahnen von was sie spricht: „Lineares”
Christiane Wegner-Klafszky

Noch deutlicher werden die Schichtungen auf dem großen Bild mit übereinander gelegten bedruckten Stoffbahnen. Wie durch einen Vorhang kann mein Blick auf die hintere Stoffschicht fallen oder vorn bleiben. Verschiedene Realitätsebenen, Schichtungen von Wirklichkeit entstehen, die mir die Freiheit lassen zu entscheiden, welche ich visuell, aber auch von ihrer Bedeutung her, in den Vordergrund stelle. Hier haben wir also schon so eine Verbindung von Linie und Schichtung.
Dr. Susanne Lüdtke

Der Linie auf der Spur

Anregungen entnimmt Sie vielfach der Großartigkeit kleiner und großer Naturphänomene, von Wellenbewegungen der Enz, von Schneeformationen, Schneekristallen, fächerartigen Liniengerüsten abgestorbener Blätter.

Und Druck ist ihr Hauptarbeitsgebiet, auch wenn das nicht immer sofort erkennbar ist. Bei diesen Arbeiten (Spirale) wird eine fortlaufend bedruckte Stoffbahn mit Draht stabilisiert und zu einer plastischen SPIRALE gedreht. Sie erinnern an Labyrinthe und Mandalas, sind Sinnbild für den Weg nach innen, zur Mitte – wie auch Sinnbild für Unendlichkeit.

Holzschnitte mit Eigenleben

Technisch gesehen handelt es um eine Art von Holzschnitt, doch die Künstlerin nutzt keine gewöhnlichen Druckstöcke.

Sie bearbeitet Baumstämme mit der Kettensäge und walzt sie anschließend wie große, altertümliche Rollsiegel über das Material. Was als Farbspur zu sehen ist, sind also die roh gesägten Holzstrukturen. Da jeder Druck individuell und unter jeweils unterschiedlichen Voraussetzungen gefertigt wird, gleicht keiner dem anderen. Eingriffe führen zudem ein malerisches Element ein, schaffen fließende Übergänge und verursachen Dynamisierungen und Transparenzen. Das dem Wesen des Drucks zugrundeliegende Prinzip des Seriellen wird so aufgebrochen und individualisiert. Die eigentlichen Protagonisten dieses Prozesses lassen dabei ihren natürlichen Ursprung noch deutlich erahnen, und bleiben gleichsam Zeugen des Anfangs- und des Endpunktes einer Spurensuche.
Dr. Petra Lanfermann, Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen

Vierzehn-Sieben

Eine konzentrierte Arbeit. Beschränkung auf ein einziges kleines Format, das Quadrat.

Linien in ihrer vielfältigsten Ausprägung. Geschlossen, pictogrammartig – zeichenhaft oder offen, überquellend, Reliefartiges, flauschig weich. Unkonturiertes, schwarz auf schwarz, die Farbe grün suchen wir vergeblich!
Christiane Wegner-Klafszky